Ein etwa 16-jähriger deutsch-türksicher Jugendlicher kommt in ein Geschäft in Hannover-Mitte und fragt nach, ob er dort eine Pluderhose haben könne. Der Geschäftsinhaber antwortet ihm, dass er solche Hosen nicht verkaufe. Er fragt nach, was der Jugendliche mit einer Pluderhose wolle, er sei doch sehr europäisch und zeitgemäß angezogen. Daraufhin antwortet der Jugendliche, dass er eine Pluderhose tragen wolle, weil der islamische Prophet Muhammed eine solche Hose getragen habe. Er wolle so leben, wie der Prophet gelebt habe.
Der Geschäftsmann ist über die Motive des Jugendlichen sehr erstaunt. Er antwortete dem Jugendlichen dann, dass der Prophet Muhammed sich genauso wie er, der Jugendliche, angezogen hätte, wenn er, der Prophet in Deutschland und in unserer Zeit gelebt hätte.
Der Jugendliche gab sich mit dieser Antwort nicht zufrieden. Er wandte ein, dass einige seiner Freunde Pluderhosen hätten. Sie hätten ihm gesagt, dass er nun auch solche Hosen tragen müsse, wenn er ein Moslem sei. Seine Freunde seien die in seiner Realschule und die in seiner marokkanischen Moschee in der Körnerstraße in Hannover. Stolz berichtete er noch, dass er sich seit einigen Monaten auf dem Weg, den der Koran vorschreibe, bewege und nach den Regeln des Koran´s lebe. Früher sei er bei der Milli Görüs Moschee gewesen. Dort sei man aber vom Weg des Koran´s weggekommen. Die Moschee in der marokkanische Moschee in der Kornstraße sei aber auf dem Weg des Koran ´s.
Den Inhalt dieses Gespräches habe ich als Kunde mitbekommen. Ich wandte ein, dass in der marokkanischen Moschee Salafisten ein- und ausgehen, dass man dort Jugendliche und junge Leute für den IS anwirbt, um sie in den Krieg in Syrien und im Irak zu schicken. Dort würden sie dann eigene Landsleute und oder Glaubensbrüder töten.
Auf diesen Einwand hatte er auch eine Erwiderung parat. Dort herrsche der Dschihat. Man müsse dorthin und Ungläubige umbringen. „Sie sind bestimmt auch ein Moslem, oder?“ fragte er nach. Jeder Moslem sei zum Dschihat verpflichtet.
Der Geschäftsmann antwortete, dass er auch Moslem sei, dass er fünfmal am Tag bete, dass er aber bestimmt nicht Menschen egal ob Ungläubige oder Glaubensbrüder umbringen werde. Ein richtiger Moslem würde niemals in den Krieg in Syrien oder Irak ziehen und dort angeblich nicht richtige Muslime umbringen. Ein echter Muslim würde nur gegen die Mächte und Aggressoren wie Amerika, Russland u. a. kämpfen, die in ihren Ländern mit ihren Waffen Unheil anrichten, die sie unterdrücken, die jede Friedensbemühung in ihren Ländern zu untermauern versuchen. Ein wahrer Moslem würde niemals einen Glaubensbruder und eine –schwester töten.
Der Jugendliche antwortet auf diese Einwände mit mehreren „Allahu Akbar“-Zwischenrufen.
Dann geht er weiterhin Allahu Akbar sagend auf die Tür zu. Er macht die Tür auf und sagt im Weggehen zum Geschäftsmann, dass er sich von seinen Freunden trennen müsse. Dann werde er eines Tages auch nach Syrien oder Irak geschickt und dort sterben. Er jedenfall werde sich freuen, wenn er auf dem Weg Gottes sterben werde. Der Mensch lebe nur für Got, er bete Got an und kämpfe für Got. Dann werde er ins Paradies eingehen. Zu uns beiden sagte er, dass wir in die Hölle kommen werden. Eines Tages würden wir das kapieren. Dann sagt er noch einmal Allahu Akbar und verschwindet.
Eine Diskussion mit ihm war nicht möglich. Er war schon dermaßen radikalisiert, dass er auf alle Einwände eine abstruse Antwort hatte.
Dieser Jugendliche hat im Geschäft versucht, den Geschäftsinhaber und mich als Kunden bereits zu beeinflussen. Er wird das unter den Jugendlichen auch versuchen. Es ist nicht auszuschließen, dass er dort mehr Jungendliche überzeugen und damit in seine Radikalisierung gewinnen kann.
Es ist schwer nachzuvollziehen, dass er in seiner Schule, im Lehrerumfeld oder auch in seiner Familie noch nicht mit seinen radikalen Ansichten aufgefallen ist. Zu dieser Lebenseinstellung ist er bestimmt nicht von einer Minute zur anderen gekommen.
In Schulen, Jugendheimen, Moscheen etc., in denen Jugendliche und junge Menschen anzutreffen sind, müssten Maßnahmen ergriffen werden. In solchen Maßnahmen müssten Auseinandersetzungen mit der Radikalisierung und seinen Folgen stattfinden.
Das oben berichtete Geschehen zeigt, dass hier ein dringender Handlungsbedarf besteht. In den Schulen müssten durch SozialarbeiterInnen Projekte geführt werden, in denen auch die Themen Salafismus und IS etc. thematisiert und erörtert werden. Die Verantwortlichen dürfen nicht erst zuwarten, bis ein Salafist bzw. IS-Anhänger eine Tat ausübt, um dann z. B. wie im Fall von Amri zu versagen.