Konservative, Islamisten und Faschisten hatten am 2. Juli 1993 in dem Hotel Madimak in Sivas/Türkei 37 Intellektuelle umgebracht. Aleviten bezeichnen das als brutales Massaker von Sivas.
Aus der Mitte einer wütend protestierenden Gruppe von Islamisten und Faschisten haben einige Brandsätze gegen das Hotel geworfen. Da das Hotel aus Holz gebaut war, breitete sich das Feuer schnell aus. Dabei verbrannten 37 Intellektuelle.
Aus der Mitte einer wütend protestierenden Gruppe von Islamisten und Faschisten haben einige Brandsätze gegen das Hotel geworfen. Da das Hotel aus Holz gebaut war, breitete sich das Feuer schnell aus. Dabei verbrannten 37 Intellektuelle.
Das Staatssicherheitsgericht in Ankara kam zu dem Urteil, dass die Menge die Feuerwehr bei den Rettungsarbeiten behinderte. Zudem belegen Zeugenaussagen sowie Videoaufnahmen, wie vereinzelte Polizisten der Menge halfen und eine anrückende Militäreinheit sich wieder zurückzog.
Die Aleviten nennen diesen Anschlag das „Sivas-Massaker“, wobei aus ihrer Sicht der Brandanschlag ihnen gegolten hatte. Sie fühlen sich seit damals aber auch seit je her vom Staat im Stich gelassen.
Die Religiösen hingegen bestreiten jeglichen Vorwurf, für den Brandanschlag verantwortlich zu sein. Sie ihrerseits verlangen die Auffindung der wahren Täter. Sie befürworten eine Revision der Untersuchung des Anschlags und behaupten, dass Saboteure sich in die Menschenmenge gemischt und die Brandsätze gegen das Hotel geworfen haben. Der ganze Brandanschlag wurde live im TV übertragen.
Ende 2010 wurde im Gebäude des ehemaligen Madımak-Hotels ein Restaurant mit Fleischgerichten eröffnet. Das führte bei den Aleviten zu Empörung und Widerspruch, da sie dort ein Friedens-Museum sehen wollen. Anfang 2011 wurde das Madımak-Hotel vom türkischen Staat gekauft und geräumt. Danach begannen die Bauarbeiten für ein Kulturzentrum. Darin befindet sich eine Gedenkstätte für die Opfer des Anschlags, außerdem befindet sich eine Bücherei im neuen Madımak. Aleviten bestehen darauf, dass das Kulturzentrum in „Friedens-Museum“ umbenannt wird.
Am 11. November 2007 wurden die Gräber der Sivas-Opfer in Ankara, Karsiyaka beschädigt. Die Gedenkmauer wurde dabei komplett zerstört. Kurze Zeit später kam es erneut zu einer Beschädigung der Sivas-Gedenkstätte durch unbekannte Täter.
Viele der Attentäter sind ins Ausland geflohen. Einige von ihnen befinden sich sogar (Nach Presseberichten) in Deutschland. Sie haben Asylrecht bekommen, obwohl die damalige türkische Regierung sie per Haftbefehl gesucht hatte. D. h., auch Mörder genießen Asylrecht.
Vor 80 Jahren war es in der Türkei schon mal durch Extremisten von mehreren Seiten mit gleichen Methoden wie in Sivas zu Massakern an den Aleviten in Maras, Malatya, Corum und Sivas gekommen. Das Osmanische Reich und auch die Republik Türkei schützen keine Minderheiten. D. h., die Alewiten wurden sowohl im Osmanische Reich als auch in der Republik Türkei massakriert.
Als 1923 die Türkische Republik gegründet wurde, wurde der sunnitische Islam als Staatsreligion anerkannt. Das war schwer nachvollziehbar, weil die Aleviten im ersten Weltkrieg die Kemalisten, Gründer der Türkischen Republik unterstützt hatten. Sie wurden damals als Brüder bezeichnet, die als Brüder mit ihnen friedlich zusammen leben können. Anschließend stellten sich solche Bezeichnungen als Scheinargumente herausgestellt.
In der Türkei gibt es 25 Millionen Aleviten. Es gibt auch eine Unterscheidung zwischen türkischen und kurdischen Aleviten.
Heute in der AKP-Regierung haben die Aleviten auch keine religiöse Anerkennung und keine demokratischen Rechte. Immer noch werden sie diskriminiert und als Menschen zweiter Klasse behandelt.
Die Aleviten sind in der Türkei und in Europa eine religiöse Gruppe, die friedlich ist. Allein in Deutschland leben schätzungsweise 9.00000 Aleviten. Sie lehnen grundsätzlich jegliche Gewalt ab. Sie haben eine humanistische und tolerante Lebensphilosophie.
Die Frauen im alevitischen Glauben sind sehr frei. Sie genießen Frauenrechte und innerhalb der alevitischen Gesellschaft gibt es für sie Gesetzte. Sie tragen keine Kopftücher und oder Schleier.
Der alevitische Glaube orientiert sich an Werten wie Liebe, Respekt, Solidarität und Toleranz dem Nächsten gegenüber. Sie ist entstanden aus der Symbiose von altislamischer Mystik, frühanatolischen Kulturen und altasiatischem Brauchtum. Der jetzige Status ist damit ein Mosaik bzw. eine Synthese aus verschiedenen
Einflüssen aus Anatolien, sowie aus dem Balkan. Das ist als Ganzes wiederum im Laufe der Jahrhunderte des Zusammenverschmelzens zum eigenständigen Glauben in Anatolien geworden. Das anatolische Alevitentum ist eine Glaubens-, Lebens- und Lehrform. Es ist aus den typischen und eigenen Gegebenheiten Anatoliens entstanden und ist somit eine für den anatolischen Menschen bestimmende Lebens- und Glaubensform.
In Deutschland gibt es eine große Alevitsche Gemeinde Deutschland e.V. Diese Gemeinde ist sehr gut organisiert und es gibt sie in mehreren europäischen Städten und sie führt die sog. Cem-Häuser.
Die Alevitische Gemeinde Deutschland e.V. ist in einigen Bundesländern als Religionsgemeinschaft anerkannt worden. Z. B. haben sie in Hamburg – Bremen und in Sachsenanhalt das Anerkennungsverfahren zur Religionsgemeinschaft durchlaufen. In den Schulen dürfen sie den alevitischen Glauben als Religionsunterricht erteilen.
In der Türkei selbst ist bis heute der alevitische Glaube noch nicht als Religion anerkannt worden.