Mit der Antwort auf diese ewige Frage möchte ich die Leser der Zeitung “Avrupa Postası” herzlich begrüßen. Wenn man diese Frage an hundert Menschen stellt, bekommt man genauso viele verschiedene Antworten. Die Autoren sind hier nicht anders. Manche würden Literatur als Kunst bezeichnen, manche als bloßes Wörterjonglieren. Andere sagen Literatur besteht aus gewissen ästhetische Regeln, die geachtet werden sollten, einige werden in ihr avangardistische Effekte finden, die für die Stimmen des Volkes oder für die Kämpfer der Unterdrückten reden. Sicherlich gibt es auch einen, der sie als eine Ware, die gekauft oder verkauft werden muss, bezeichnet. All diese Anworten sind richtig, dennoch sind sie trotzdem nicht zufriedenstellend, da sie von vornherein, um es mit einem glatten Satz auszudrücken, zum Scheitern verurteilt sind.
Literatur hat nicht nur etwas mit der Sprache zun, sondern auch mit der Natur, Erlebnissen, genauso wie mit Aufnahmen vom altäglichen Leben und mit der eigenen Vergangenheit, aber vorallem spielen das Bücherlesen und die dazugehörigen Empfindungen dabei eine sehr große Rolle. Literatur ist ein Lebensstil, sie ist Hungerstillen nach der Sehnsucht des Wissens, Lernens, Riechens, Schmeckens, Fühlens. Sie ist ein Genuss, ein Kampfmittel, ein Sprachrohr, der Weg zur Weisheit um das Geheimnis des Lebens zu entlüften.
Die Geschichte der Literatur sagt uns ganze Menge. Die Odyssee von Homer ist im 8. Jahrhundert vor Christus entstanden. Manche behaupten, dass das Schreibabenteuer der Menschen schon vor 5000 Jahren begann, andere sagen, dass der Mensch schon seit mehr als 15 000 Jahren schreibt. Es ist völlig egal, wann der Mensch angefangen hat Geschichten zu schreiben, dies ist von reiner historischer Wichtigkeit. Man sollte nur beachten, dass dieses Schreibabentuer den Menschen in fast jeder Epoche mitverfolgt hat.
Auf der ganzen Welt, aus allen Kulturen haben Menschen geschrieben was sie beobachtet haben, was sie dabei empfunden haben und wie sie sich gefühlt haben. Durch die Entwicklung der Zivilisation ist die Liteatur zu einer universellen Sprache der Menschheit geworden. Außer einigen bestimmten Deutschen haben etliche Völker und Länder das verstanden. Man braucht nicht unbedingt Deutsch für gute Literatur zu lernen, die Erzählung und der Erzählstil ist hier gefragt, nicht die Sprache.
Laut meinen eigenen Recherchen leben allein in Hamburg über 28 Schriftsteller und Literaten aus der Türkei. Sie schreiben hauptsächlich türkisch, kurdisch und teilweise auch auf deutsch. Nun, haben sie je in irgendeiner einheimischen Zeitung über sie oder deren Werke eine Nachricht gelesen, geschweige denn ein Interwiev oder Feuilleton? Nein! Es liegt daran, dass diese Werke die zu der üblichen, gewöhnlichen, zu der Leitkultur gehörenden Literatur nicht wiederspiegeln und damit nicht zun haben. “Dann sollte man die Werke der Ausländerautoren einfach ignorieren, oder?” Genauso lautet leider die übliche Denkweise der breiten Einheimischenliteraturszene. Wegen dieser Mentalität entstanden auch türkische Diskos, eigene Medien, die Schulen, Entertainment, Kultur und andere verschiedene Kreise, die parallel zur Gesellschaft existieren. Eine vernünftige Stimme würde sagen, dass die Literatur, die diese Autoren machen, in die Vielfältigkeit dieser Stadt passt und das Leben hier reflektiert und damit auch dem multikulturellen Reichtum und unserem Zeitalter dient. Nur wird gewollt und erwartet, dass in der gängigen Literatursezene alle auf deutsch schreiben. Meinetwegen sollen sie lange auf die Erkenntnis warten.
Was sagen die Verlage und Lektoren aus der Heimat? Die Sprache ist deutschländisch und nicht sauber genug, Public Relation ist nicht leicht und kaum machbar. Also zwischen zwei Welten, die angeblich literarisch sind, bewegen sich diese Autoren, von denen jeder einzelne zu meinen wahren Helden gehört. Denn sie halten ihre Federn hoch egal unter welchen Umständen und geben niemals auf, weiter zu schreiben. Sie machen nicht nur gute Literatur, sie sind selbst die beste Beweis dafür, dass sie die Literatur selbst sind. Ich rede von der Einwandererliteratur. In den folgenden Artikeln, werde ich versuchen dieses Thema tiefer zu behandeln.
16.01.2013