Was ist Wissen? Versteht man darunter notwendigerweise etwas, das man von jemand anderem gelernt hat, sowie bestimmte Kenntnisse, oder ist das Wissen irgendeine gespeicherte Nachricht, irgendeine Kunde? Angeblich sollen wir Menschen durch unsere Sinne zu Wissen gelangen, oder je nach Definition vielleicht auch durch unseren Geist oder durch die Vernunft. Reichen aber in der Tat all unsere Sinnesorgane aus, um das Vorhandene zu fassen? Der Mensch hat immer wieder Entdeckungen gemacht, die seinen von der Natur gegebenen Erfahrungsspielraum weit ausgebaut haben: Zum Beispiel hätte man ja ohne spezielle Elektronenmikroskope gar nicht entdeckt, dass man Nanotechnologien nutzen und die Entwicklung von Nanomaterialien vorantreiben kann. Heute erleichtern diese kleinen Wunderzwerge (vielleicht eines Tages „Nanobots”) tatsächlich fast unbemerkt unser alltägliches Leben. Also können genauso gut auch zahlreiche Arten von Informationen, Sachkenntnisse und das Bewusstsein unter dieser Definition eingeordnet werden.
Was wissen wir eigentlich in unserem kurzen Menschenleben? Durchschnittliche und sterbliche Ereignisse, Erfahrungen, Erlebnisse. Wir sehen die Welt, wie sie uns gezeigt wird, durch Erziehung, Schule, Mitmenschen, Medien, Staaten und so weiter. Ob sie aber in der Tat so ist? Davon wissen wir, ehrlich gesagt, eher wenig. Sonst könnten wir uns die vielen Fantasy-Bücher oder -Filmen nicht erklären. Die Feststellung lautet, dass wir über unheimlich wenig Bescheid wissen, das auf unserer kleinen Welt oder passiert, oder auch genauso genommen nur in einem einzigen Land oder einer einzigen Stadt. Oder wir darauf erpicht sind oder sein sollten, ist eine andere Frage. Warum muss jeder so kritisch eingestellt sein? Haben wir das immer nötig?
Ohne Wissen und Weisheit ist das Leben schwer. Ohne irgendwelche Erklärungen und Antworten zu haben, und unter Verleugnung des Bedürfnisses nach Wissen wären wir nicht glücklich. Eine Liebe ohne Wissen soll es laut Experten nicht geben; auch Erfolg, Karriere, Geld, Urlaub und ähnliches wäre so nicht möglich. Also sind wir geradezu abhängig vom Streben nach Wissen. Das Wissen regiert sogar das Geld, und unser ganzes Leben und den ganzen Planeten.
Wie gelangen wir aber eigentlich an das lebensnotwendige Wissen, das uns abhängig, ja sogar süchtig nach sich selbst macht? Durch welche Akademien und Universitäten, durch welche bestimmten Bücher, durch welche außergewöhnlichen Menschen, durch irgendwelche Frauen, durch unerwartete Niederlagen, durch verdiente Freuden, durch selbstloses Helfen, durch die prinzipielle Bereitschaft dazu, Gutes zu tun, oder etwa durch krankhafte Selbstaufopferungen? Oder erhalten wir das Wissen ein bisschen von allen diesen Quellen und dazu noch durch das Leben an sich, also durch die Lebenserfahrung. So wie sich jedes einzelne Leben von den anderen unterscheidet, so wird auch unser Wissen immer unterschiedlich sein. Mancher weiß viel, mancher eben weniger.
Das Wissen sollte unser Leben bestimmen. Wenn wir genau hinschauen würden, tut es das auch, aber das heißt nicht, dass wir selbst nicht in der Lage wären, dies zu spüren. Das Wissen steuert uns, genau genommen macht nicht das Wissen uns unglücklich, erfolglos, macht uns nicht zu Kriminellen, Fanatikern, Lügnern, Dieben, Mördern, kurz gesagt zu einem schlechten Menschen. Um also ein besserer Mensch zu werden, sind wir verpflichtet, über uns selbst mehr zu wissen, mehr Wissen zu erwerben, nach Wissen zu streben. Ob das Wissen uns danach frei oder glücklich macht, wissen ebenfalls nur wenige. Vielleicht wissen es weise Menschen in einem bestimmten Alter.
Die Schuldsuche bei anderen Menschen, Umständen und Dingen ist out. Wir sollten die Schuld bei uns selbst, in der eigenen Unwissenheit suchen. Das Wissen ist eine Pflichtlektüre, durch Zeitungen, Bücher, das Internet, Gespräche, Urlaub, Nachrichten, Einkaufen und Anderes. Aber all das kann nur dann etwas nutzen, wenn wir davon überhaupt eine Ahnung haben, wenn unser Herz und Verstand dafür aufgeschlossen genug sind. Sonst würden wir auch einen Außerirdischen gleich töten, weil es anders aussieht und uns dann erst anschließend darüber Gedanken machen, wer oder was das überhaupt war.
Wir „einfachen Menschen“ können so vieles ändern, hin- und herbewegen, die Politik, Wirtschaft und Kultur beeinflussen, also die Dinge, von denen wir zurzeit oft nur so wenig Ahnung haben. Das 21. Jahrhundert darf das Jahrhundert des Wissen sein; ein Zeitalter, in dem weniger Kriege geführt werden, in dem die Waffenhändler in die Pleite getrieben werden, in dem die Geheimdienstler arbeitslos werden - ja, eines Tages sogar die Politiker. Das Wissen kann also einfach gesagt auch zu einer Gefahr werden. Jeder Einzelne sollte wissen, ob ihm Wissen, das heißt „Weisheit“, etwas bedeutet.