Türkei: Der gescheiterte Putsch

Im letzten Jahr ereigneten sich in der Türkei insgesamt 11 terroristische Anschläge. Keines von deren Urhebern ist tatsächlich bekannt gemacht worden.

Bei dem gescheiterten Putschversuch am 15.07.16 passierte das 12. Massaker. Ca. 260 Personen verloren ihr Leben. Mehr als 6.000 Personen wurden verhaftet.

Im Gegensatz der vergangenen drei Militärputschen wurde die Putschdekleration nicht von einem Militärkommandanten, sondern von einer Fernseh-Spreceherin (TRT) verlesen.

Andererseits wurden wider der vergangenen Erfahrungen kein Ministerpräsident, keine Minister, kein hoher Bürokrat keine politische Führungspersönlichkeit in Gewahrsam genommen.

Die Türkei befindet sich ab diesem gescheiterten Putschversuch wieder an einem Scheideweg.

Am letzen Freitag Abend um 22.15 Uhr, als der Putsch öffentlich wurde, waren alle hohen Militärs zu einer Hochzeitsfeier eingeladen. (Viele waren nicht anwesend.) Später wurde bekannt, dass auch Tayyip Erdogan sich bereits seit zwei Tagen in Marmaris im Urlaub befand.

Nach dem Putschversuch wurde die Tatsache, dass der Generalstabschef Hulusi Akar von den Putschisten in Handschellen gelegt und verhaftet wurde, als eine einfache Nachricht bagatellisiert.

Nach welchen Verhandlungen wurde er freigelassen? Wer stand im Hintergrund? Standen auch internationale Kräfte im Spiel? Waren die Putschisten nur die Läufer eines Schachspiels? In kommenden Tagen werden alle diese Fragen ihre Antworten finden.

Während das Parlamentsgebäude in Ankara mehrere Male Ziel der Bombardierung war, wurde der Sitz des Staatspräsidenten nicht bombardiert. Dass es ein dilettantischer Putschversuch war, liegt auf der Hand.

Wer stand hinter dem Putsch? Diese Frage könnte in folgender Weise ihre Beantwortung finden:

Wird Erdogan gegen die oppositionellen Kräfte noch brutaler vorgehen, oder wird er Friedenszweige anbieten? Hier könnte der Schlüssel für die Zukunft liegen.

ERDOGAN: DER PUTSCHVERSUCH IST GOTTES SEGEN

Seit zwei Jahren gab es Spekulationen über einen Putsch. Waren die Offiziere, die den Putsch am 15.06. initiiert haben, diejenigen, die am 30. August an der jährlichen hohen Ministerratssitzung ihre Posten sowieso verloren hätten?

Ist das der eigentliche Grund des Versuchs?

Oder, verbirgt sich der eigentliche Grund hinter den Worten Erdogans: Putschversuch ist Gottes Segen.?

Wurde der Weg zur Präsidentschaft Erdogans, also zur absoluten Macht, von dunklen Kräften so gepflastert?

WAR DER PUTSCHVERSUCH EINE WARNUNG AN ERDOGAN?

Aus einem anderen Blick wurde erst vor kurzem die Beziehungen mit Russland "normalisiert", nachdem sich Erdogan wegen des abgeschossenen Jets an der Syrischen Grenze entschuldigte.

Gab es internationale Kräfte, denen diese Annäherung zu Russland nicht gefiel?

Wie kann es sein, dass ein NATO Land wie die Türkei, keine Kenntnisse über diesen Versuch hatte?

Zusammengefasst müssen die linken und demokratischen Kräfte mehr als aufpassen. Sie können den Kräften wie Erdogan kein Vertrauen schenken, die bereits den faschistischen Putsch des 12. September 1980 unterstützt und applaudiert haben.

"Demokratie ist eine Straßenbahn; wenn es uns nicht gefällt, würden wir aussteigen" war das Motto des Erdogans. Dass man zu dieser Demokratie Show von ihm keinen Glauben schenken darf, ist mehr als klar.

Die Ereignisse, die wir in der Türkei erleben, könnte man als "Machtkampf zwischen den uniformierten und zivilen Faschisten" sehen. Oder 'es ist ein Kampf unter den autoritären Kräften', oder vielleicht ist es 'eine Warnung eines anderen Landes'. Egal, wie man bezeichnet wird der 15.07.16 mit seinen dunklen Seiten als ein Scheideweg in die türkische Geschichte eingehen.