Türkisch, Arabisch etc. als Schulfach?
In Niedersachsen, insbesondere auch in der Stadt Hannover sollten die Sprachen Türkisch, Arabisch, Polnisch, Russisch – das sind neben der deutschen Sprache die am häufigsten in Niedersachsen und in Hannover gesprochenen Sprachen. Diese Sprachen sollten künftig auch in das Schulangebot in niedersächsischen Schulen aufgenommen werden.
Die Regierungsfraktionen von SPD und Grünen wollen das Fremdsprachenangebot an den weiterführenden Schulen unter anderem um Türkisch und Arabisch erweitern. Am Unterricht in solchen Sprachen können in Hannover alle Schüler teilnehmen. „Auch deutsche Schüler können diese Sprachen mit erwerben.“ Der Vorschlag ist Bestandteil eines rot-grünen Antrags, mit dem die Fraktionen fordern, Schüler mit nicht-deutscher Herkunftssprachen stärker zu fördern.
Dabei berufen sie sich auf wissenschaftliche Erkenntnisse, wonach das Beherrschen der eigenen Muttersprache Voraussetzung für ein leichteres Lernen weiterer Sprachen ist. Es reiche jedoch nicht aus, die eigene Herkunftssprache nur von den Eltern zu lernen.
Schon seit mehreren Jahren werden deshalb vor allem Grundschüler mit Migrationshintergrund auch in ihren eigenen Herkunftssprachen unterrichtet. Nun soll das Angebot erweitert und auch an anderen Schulformen prominenter angeboten werden. Dabei sollen auch Sprachen wie Türkisch, Arabisch, Polnisch oder Russisch als zweite und dritte Fremdsprache eingerichtet werden. Auch eine Berücksichtigung im Abitur soll kommen.
In anderen Bundesländern ist das schon Alltag. In Hamburg etwa können Schüler je nach Schulform neben den üblichen Fremdsprachen auch Polnisch, Russisch, Türkisch oder Chinesisch lernen. Diese Sprachen können dort auch als schriftliches oder mündliches Abiturfach belegt werden.
In Nordrhein-Westfalen gibt es einen Kernlehrplan für Türkisch am Gymnasium.
Die niedersächsische CDU sieht das geplante Fremdsprachenangebot in Konkurrenz zur deutschen Sprache. Eine solche Auffassung ist schwer nachvollziehbar. Wenn die Kinder mehrere Sprache erlernen, umso mehr Chancen haben sie später im Berufsleben, auch auf der internationalen Ebene. Die CDU sieht diese Möglichkeit nicht. Auf der internationalen Ebene sind nämlich im Vergleich zu anderen Ländern weniger Deutsche beschäftigt. Das ist eine Lücke, die zu schließen sich die Politiker zur Aufgabe machen sollten, insbesondere auch wegen der immer fortschreitenden Globalisierung.
Dass die andere Fremdsprache bzw. Muttersprache eine Konkurrenz zur deutschen Sprache sein soll, ist widersprüchlich. In den Schulen werden andere Fremdsprachen wie Englisch, Französisch, Spanisch oder Italienisch gelehrt. Diese Sprachen werden aber nicht als Konkurrenz zur deutschen Sprache gesehen. Warum soll dann Türkisch, Arabisch, Polnisch, Russisch, Kurdisch etc. eine Konkurrenz sein?
Auch wird durch eine weitere Sprache bzw. durch das fachliche Erlernen der Muttersprache die Integration nicht verhindert. Es werden dabei auch kulturellen Werte vermittelt, die ein Gewinn sind und die zur zivilen Entwicklung der Gesellschaft mitbeitragen können.
Ziel bei einer Förderung der Muttersprache sollte auch sein, sich für entsprechende Studiengänge zu bewerben, wie z. B. Turkologie etc. Es sollten auch Abschlüsse aus anderen Herkunftsländern leichter anzuerkennen. Der rot-grüne Vorschlag findet bei der FDP-Fraktion auch Unterstützung.